"Entscheidend ist die Datengrundlage“
Wie nähert sich Agaplesion dem Thema KI? Fragen an Claudia Möller, Leiterin FuE & Innovationsmanagement.
Agaplesion hat bereits Erfahrungen in KI-Projekten, zum Beispiel im Bereich Brustkrebstherapie. Aktuell erforschen Sie ein Assistenzsystem für die Notaufnahme. Wo steht Agaplesion beim Thema KI?
MÖLLER Wir sind hier noch am Anfang und tasten uns ans Thema heran, auch mit den genannten Projekten. Wir müssen Erfahrungen sammeln. Was geht? Wo ist der Einsatz sinnvoll? Wie können wir damit die Versorgung optimieren? Was ist ethisch vertretbar? Welche Grundlagen werden benötigt? Es gibt noch viele offene Fragen, aber auch einige Ideen. Wir werden diese weiter ausarbeiten und sicher im Laufe der nächsten Jahre weitere Projekte in Angriff nehmen.
Hat Agaplesion eine eigene KI-Strategie?
MÖLLER Diese ist noch in der Erarbeitung. Allerdings ist das Thema „Daten“ schon seit ein paar Jahren in unserer Digitalstrategie beschrieben. Dort geht es im Kern darum, medizinisch, pflegerisch und wirtschaftlich relevante Daten in ein digitales und auswertbares Format zu überführen. Nur so können Informationen zwischen den internen Systemen effektiv vernetzt und für Analysen bzw. Methoden wie das maschinelle Lernen herangezogen werden. Aus unserer Sicht werden Datenanalysen in Zukunft einen noch größeren Stellenwert im Gesundheitswesen einnehmen.
Was würden Sie anderen raten: Worauf kommt es bei der Einführung von KI-Lösungen an?
MÖLLER Die Erfahrung zeigt: es kommt vor allem auf die Datengrundlage an. Welche Daten liegen dem Unternehmen in digitaler und auswertbarer Form vor? Anschließend muss man sich fragen, welche Probleme oder Herausforderungen man überhaupt lösen will. Schließlich stellt sich die Frage, wie man KI-Lösungen refinanzieren will bzw. was der Return-on-invest ist. Selbst wenn man keine eigenen KI-Lösungen entwickelt, sollte man sich heute schon auf künftige Lösungen vorbereiten, indem man sich um die Datengrundlage kümmert.
Die Agaplesion Bethanien Diakonie in Berlin erprobt seit 2019 den KI-gestützten Serviceroboter Lio. Was erhoffen Sie sich davon?
MÖLLER Lio ist seit Anfang an im Praxiseinsatz. Wir haben uns bewusst gegen ein Forschungsprojekt entschieden, entwickeln Lio jedoch kontinuierlich weiter. Sie müssen sich vorstellen, als Lio zu uns kam, konnte er nicht einmal anklopfen oder Türen öffnen. Mittlerweile kann er Bewohnende auffinden, sie an Termine erinnern und begleiten. Das sind nur einige von vielen Use Cases, die wir mit dem Hersteller definiert haben und vorantreiben. Unser Ziel ist, dass Lio in den nächsten Jahren selbstständig und stabil Servicetätigkeiten übernehmen und so die Pflegekräfte entlasten kann.
Erleben wir schon eine KI-Revolution im Gesundheitswesen?
MÖLLER Noch sehe ich keine Revolution, aber in zwei bis drei Jahren könnte meine Antwort schon anders ausfallen. Vielversprechend ist die Entwicklung insbesondere in den Bereichen Diagnostik, Monitoring und Prävention. Im Kern wird die Gesundheitsversorgung aber eine Interaktion von Mensch zu Mensch bleiben. Und das ist gut so.
Zur Person
Claudia Möller ist Leiterin FuE & Innovationsmanagement der AGAPLESION gAG.
VdDD.Magazin "diakonie unternehmen"
Mehr zum Thema "Mensch und KI - Das neue Miteinander" finden Sie im VdDD-Mitgliedermagazin "diakonie unternehmen" 1/23, das VdDD-Mitgliedern kostenfrei zur Verfügung steht.
Ansprechpartner
Alexander Wragge
Referent für digitale Kommunikation und politische Netzwerkarbeit